In diesem Jahr feiert die CE-CON GmbH ein ganz besonderes Jubiläum: 10 Jahre Firmengeschichte. Seitdem steht der Name CE-CON stellvertretend für sicherere Maschinen und Prozeduren. Lesen Sie in unserem Interview mit den Geschäftsführern Jörg und Maren Handwerk, wie aus einer Idee ein erfolgreiches Unternehmen wird.
Vor genau 10 Jahren habt Ihr das Ingenieurbüro CE-CON gegründet. Wie kam es zu dieser Idee?
Jörg: Eigentlich war der Anlass traurig. Ein Kollege von mir ist in einem Werk meines damaligen Arbeitgebers an einer Maschine verstorben – aufgrund von Sicherheitsmängeln. Dieser Unfall hätte vermieden werden können, wenn die Sicherheitstechnik korrekt installiert gewesen wäre. Daraufhin wurde es meine Aufgabe, die Sicherheitstechnik auf Herz und Nieren zu prüfen. Diese Arbeit hat mir gut gefallen, da mir das Thema fachlich lag und Maschinensicherheit ein wichtiges Thema mit erkennbarem Nutzen ist. Da war sie geboren, die Geschäftsidee, nach der wir schon lange gesucht hatten.
Maren: Den Wunsch sich selbstständig zu machen, trugen wir beide lange mit uns herum, nur wussten wir nie, womit wir diesen Wunsch in die Tat umsetzen konnten. Mit Jörgs Idee ging es dann ganz schnell, weil das Konzept stimmte und Leidenschaft dahintersteckte. Hinzu kam, dass wir in einer optimalen Lebensphase waren: wir hatten nach einer guten Ausbildung viele berufliche Erfahrungen gesammelt, die wir nun verwerten konnten. Außerdem waren unsere Kinder so gut wie erwachsen, was uns die Möglichkeit gab voll durchzustarten.
Inzwischen sind aus der anfänglichen Idee der Sicherheit die drei Standbeine „Beratung“, „Software“ und „Acadamy“ gewachsen. Diese verteilen sich auf die Standorte in Bremen und Augsburg und auf bald 30 Mitarbeiter – Tendenz steigend. Hättet Ihr euch diesen Erfolg vor zehn Jahren vorstellen können?
Jörg: Nein! Wir sind mit dem Wachstum konfrontiert worden, weil die Aufgaben mehr wurden und wir immer neue Ideen hatten (und noch haben), um die Arbeitswelt sicherer zu machen. Wachstum ist nie unser Ziel gewesen, ist aber unvermeidbar, um am Markt zu bestehen.
Maren: Mir fehlte tatsächlich die Vorstellungskraft und ich musste richtig lernen, in anderen Kategorien zu denken. Auch wenn ich immer etwas neidisch auf Start-ups schiele, die scheinbar mühelos durch die Decke gehen – ich glaube, ein Unternehmen muss reifen. Dieser Prozess braucht Zeit. Die Anforderungen, vor die wir gestellt werden, sind hoch und fordern uns sehr. Aber ich möchte keinen Tag missen, denn es hat mich als Mensch wachsen lassen.
In den vergangenen 10 Jahren ist viel passiert. Was sind eure persönlichen Highlights/Erlebnisse/Aufträge/lustigen Ereignisse?
Jörg: Ein Highlight war der erste Auftrag, der an die 100 T€ ging. Die Idee und Umsetzung einer eigenen Software zum Thema Risikobeurteilungen ebenfalls. Als wir allerdings die ersten Aufträge in Übersee bekamen, wurde es richtig spannend.
Maren: Ohne Frage: Die internationalen Aufträge. Wir machen die oft gemeinsam und sehen dabei viel von der Welt. Ich persönlich fand Vietnam klasse. Allerdings waren da im Vorfeld schon ein paar Meilensteine, bis wir Aufträge dieser Größenordnung bekommen haben. Angefangen haben wir in unserem Wohnzimmer mit einer Büro-Ecke. Als unser erster Mitarbeiter Marco zu uns kam, wurde daraus ein Büro mit Wohn-Ecke. Mit der Einstellung von unserem nächsten Mitarbeiter Jens zogen wir in ein kleines Büro in der Grundstraße.Anschließend haben wir uns durch unsere Niederlassung in Augsburg vergrößert, um unsere Kunden im Süden kundennah betreuen zu können.Seit diesem Sommer sind wir in Bremen in ein großes, sehr schickes Büro gezogen und unsere Reisen um die ganze Welt sind schon fast Alltag für uns.Bei aller Veränderung sind nicht nur wir uns treu geblieben, sondern auch die Menschen, die von Beginn an mit uns zusammenarbeiten und auch jene, die nach und nach zu uns gekommen sind. Das ist für mich das größte Highlight.
Ihr seid Geschäftspartner und Ehepaar zugleich, dadurch habt Ihr doppelt so viele Reibungspunkte, die Ihr zusammen lösen müsst. Fällt es Euch immer leicht? Habt Ihr eine strikte Aufgabenteilung oder ein Erfolgsrezept?
Jörg: Nur wenige Menschen können so wie wir zusammenarbeiten und leben. Unternehmerisch ergänzen sich unsere Ausbildungen perfekt, daher hatten wir in dieser Hinsicht kaum Streitpunkte. Der Nachteil bei unserer Konstellation ist allerdings, dass die Firma sehr viel Raum einnimmt und wir uns hin und wieder zwingen müssen, auch mal bewusst über andere Themen zu reden. Ein Rezept gibt es nicht, aber es ist toll, dass es schon so lange funktioniert.
Maren: Ich glaube, das Wichtigste ist, dass man eine gute Beziehung führt. Wir sind jetzt bald dreißig Jahre zusammen und das richtig gern. Fachlich kommen wir uns tatsächlich nicht ins Gehege, dennoch gibt es natürlich jede Menge geschäftliche Themen, über die man streiten kann und auch muss. Wir sind da sehr gründlich. Es ist ein Privileg ein derart tiefes Vertrauen ineinander zu haben, denn wir wissen, dass wir auch tiefe Konflikte und Krisen aushalten und nicht daran scheitern. Für mich ist das die Basis einer optimalen Geschäftspartnerschaft. Ich weiß nicht, ob man das auf ein Erfolgsrezept reduzieren kann - aber unsere Beziehung ist geprägt von Liebe und Toleranz. Die Liebe ist ein Geschenk, für das ich zutiefst dankbar bin. Und Toleranz bedeutet für mich, dem anderen Freiheiten zu lassen.
Was macht Euch persönlich an Eurem Unternehmen am meisten Spaß?
Jörg: Die Abwechslung. Viele, denen ich erzähle, was wir machen, können sich überhaupt nicht vorstellen, wie abwechslungsreich diese Arbeit ist. Wir haben ständig mit neuen Menschen, Maschinen und Industrien zu tun. Dass dabei Recherche und Lernen eine große Rolle spielt, macht es für mich besonders reizvoll.
Maren: Das Tollste für mich ist, dass ich meine Erfahrung und mein Können auf anspruchsvolle Weise einbringen kann. Als Ökonomin ist der Aufbau eines eigenen Unternehmens quasi die Kür dieser Profession. Auch wenn „Spaß“ in diesem Zusammenhang ein eher leichter Begriff ist – aber ja, das macht Spaß! Was habe ich mir in meinen vorherigen Positionen die Zähne an den verschiedensten Themen ausgebissen! Sei es als Frau in einer Männer-dominierten Führungsrolle. Oder mein Anspruch an die Eigenverantwortung von Mitarbeitern im Rahmen meiner Personalverantwortung. Kinder und Karriere unter einen Hut zu bekommen, war auch immer Thema. Ich bin daran gewachsen und kann jetzt auf ein Selbstbewusstsein zugreifen, dass es mir ermöglicht ein Unternehmen zu gestalten, dass von meinen Werten geprägt ist.
In diesem Jahr ist CE-CON in geräumige Büroräume in die Überseestadt in Bremen umgezogen, die Mitarbeiterzahl wächst, die Aufträge werden immer umfangreicher und Ihr liebäugelt mit einem weiteren Standort. Kann man sagen, CE-CON wird erwachsen?
Jörg: Wann ist man erwachsen? Vielleicht werden wir größer. Erwachsen werden wir nie. Wir lernen ständig dazu und mit unserer Entwicklung verändern sich auch die Räume die uns umgeben. Es war der richtige Zeitpunkt, diesen Sprung zu machen. Ich glaube, das spüren alle. Außerdem möchte ich privat nicht so recht erwachsen werden und mit dem Unternehmen auch nicht. Das hätte was von „angekommen sein“. Wo die Reise hingeht ist nie vorherzusagen. Wir gehen mit der Zeit, der Digitalisierung und entwickeln uns stetig weiter. Erwachsen ist CE-CON noch lange nicht.
Maren: An diesem Punkt geht unsere Einstellung tatsächlich am weitesten auseinander, aber das ist kein Nachteil. Ich bin der Meinung, dass wir mit dem Umzug einen deutlichen Schritt in Richtung „erwachsen“ gemacht haben. Unser altes Büro in der Grundstraße hatte klassischen Start-Up-Charakter. Das neue Büro symbolisiert für mich Professionalität, Größe und Wachstum. Ich wünsche mir ein erwachsenes CE-CON und spüre deutlich, dass das notwendig ist. Aber Erwachsene sind beständig, verändern sich selten und wollen viel Sicherheit. Kinder hingegen sind neugierig, haben keine Angst vor der Zukunft und lieben die Veränderung. Wir brauchen beides. Im übertragenden Sinne ist Jörg durch seinen unendlichen Fundus an Ideen, seine Neugier und seiner Lust am Thema ein Garant für die Innovationskraft der CE-CON. Ich bin diejenige, die für Sicherheit – insbesondere im wirtschaftlichen Sinne – und Beständigkeit sorgt. Ich glaube, genau das macht uns zu einem guten Team.
Ihr lasst Euren Mitarbeitern sehr viele Freiheiten. Eigenverantwortliches Handeln wird großgeschrieben, die Büroräume dürfen von den Mitarbeitern mitgestaltet werden und ein Kicker oder eine Dartscheibe führen zur willkommenen Abwechslung im Arbeitsalltag. Warum?
Jörg: Ich habe selbst lange in leitender Position als Angestellter gearbeitet und war ein Rädchen im Getriebe. Der Druck, unter dem Angestellte oft stehen, ist weder hilfreich, noch fühlt er sich gut an. Er bremst mehr, als dass er hilft. Das möchte ich nicht. Nicht für mich und nicht für unsere Mitarbeiter.
Maren: Ja, dem kann ich mich nur anschließen. Wenn andere über einen entscheiden, fühlt man sich manipuliert. Allerdings gilt es ein richtiges Maß zwischen Führung und Eigenverantwortung zu finden. Das ist eine große Herausforderung, da die Menschen unterschiedlich sind. Ich möchte, dass sich jeder Mensch, der bei uns arbeitet so entfalten und entwickeln kann, wie es ihm möglich ist und dabei möchte ich ihn unterstützen. Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass jeder sein Bestes gibt. Meine Aufgabe ist es, herauszufinden wie ich ihr und ihm das ermöglichen kann. Da mag ein Kicker oder eine Dartscheibe trivial erscheinen. Aber es jedem selbst zu überlassen, wann er spielen möchte, um den Kopf frei zu bekommen, ist ein wichtiger Baustein. Auch Gespräche, neue Aufgaben, Teamentwicklung und vieles mehr spielen eine große Rolle. Denn CE-CON ist eben nicht Jörg und Maren. CE-CON ist Achim, Akouvi, Alexandra, Birgit, Fynn, Jan, Jens, Johannes, Kevin, Lasse, Lina, Lucia, Marco, Mohammad, Nico, Niklas, Ole, Patrik, Rasmus, Robin, Sandor, Stefan, Sven, Tanja, Tim, Ulrike und Yunus.
Blick in die Glaskugel: Wie sieht es in 10 Jahren bei CE-CON aus? Was wünscht Ihr Euch, was stellt Ihr Euch vor? Welche Projekte wollt Ihr umsetzen?
Jörg: CE-CON ist und bleibt ein stabiles, organisch gewachsenes Unternehmen. Unser ganzheitliches Konzept, bestehend aus den drei Säulen Beratung, Ausbildung und Software, wird etabliert sein und wir haben (vielleicht) die ersten Standorte in Amerika und Fernost. Ich wünsche mir, dass wir den Weg zur „selbstlernenden Organisation“ mit „kollektivem Gedächtnis“ geschafft haben und alle gemeinsam in gleichem Maße am Erfolg arbeiten.
Maren: Weil das die Voraussetzungen sind, die wir für unsere gemeinsame Zukunft brauchen. Wir leben in einer Zeit, die in vielen Jahren rückblickend als revolutionär betrachtet wird. Aus meiner Sicht wird die digitale Zeit zu Recht als größte Änderung seit der industriellen Revolution bezeichnet. Wir sind da noch ganz am Anfang und man spricht richtigerweise von einer Art digitalen Anarchie, in der wir uns befinden. Wir müssen viel probieren, forschen und entwickeln. Ich bin überzeugt, dass wir mit der Entwicklung von CE-CON Safety, als ein Bestandteil unseres Konzeptes, eine wichtige Investition in unsere Zukunft getätigt haben.Ich brauch nicht in die Glaskugel gucken, um unser Unternehmen in 10 Jahren zu sehen, denn bereits heute kann ich erkennen, dass alles da ist, was uns erfolgreich macht. Wir sind auf dem richtigen Weg. Solange wir gemeinsam bereit sind uns zu entwickeln, zu reifen und zu verändern, kann nichts schiefgehen. Okay, viele richtig fette Aufträge würde das ganze natürlich deutlich beschleunigen. Und wer weiß, vielleicht fehlt mir auch diesmal die Vorstellungskraft, was in 10 Jahren alles möglich sein wird?