Normen sind für uns im Berufsalltag so wichtig, wie das Mehl für den Bäcker. Sie sind eine wichtige Grundzutat für sichere Produkte und sehr vielschichtig. Auch nach Feierabend begleiten uns Normen. Ob Kopierpapier, Senkkopfschrauben oder Ziegelsteine, ohne Normen würde der Schraubenschlüssel nicht zur Schraube passen und das Papier nicht in den Drucker. Ohne Normen würde es unzählige Sonderlösungen geben. Normen regeln also nicht nur unser Vorgehen bei CE-CON sondern begleiten uns ein Leben lang.
Ein Grund, uns das Thema Normen genauer anzuschauen. Was sind Normen? Warum haben wir Normen? Welche Normen gibt es? Wo sind die Unterschiede?
Was sind Normen?
Normen sind eine Festlegung, quasi eine Vereinbarung, wie etwas gefertigt oder gemacht wird. Viele empfinden Normen als Last. Genormtes Deutschland, für alles gibt es Vorschriften. Und sobald eine Norm angewandt und vor allem verstanden werden muss, breitet sich schnell Unmut über das bis ins kleinste Detail durchgenormte Bürokratenland aus. Verständlich. Da benötigt die andere Seite der Medaille etwas Marketingunterstützung. Ist es nicht toll, dass es Normen gibt, welche unser Arbeitsumfeld sicherer machen? Ist es nicht wunderbar, dass wir Dank der Normen nach einem langen Arbeitstag sicher wieder bei unserer Familie ankommen? Und noch viel besser ist es, dass unser Haus auch heute nicht abgebrannt ist, weil sich der Hersteller des Kühlschranks an die Normen gehalten hat. Ein echt gelungener Tag. Normen sind gesammeltes Wissen von Fachspezialisten, die sich damit auskennen. Normen machen unseren Alltag nicht nur schwerer, sondern in erster Linie sicherer, einheitlicher und überschaubarer.
Freiwillig oder doch Pflicht?
Die Einhaltung von Normen ist grundsätzlich freiwillig. Jedoch gibt es hier Ausnahmen. Zum einen muss sich ein Hersteller selbstverständlich an die Vertragsanforderungen halten. Sobald im Kaufvertrag die Einhaltung von Normen gefordert wird, sollte der Hersteller diese einhalten. Zum anderen gibt es Richtlinien und Gesetze (welche zwingend eingehalten werden müssen), die auf Normen verweisen. So verweist die Maschinenrichtlinie auf harmonisierte Normen und liefert folgende Aussage dazu:
Maschinenrichtlinie Artikel 7 (2) Ist eine Maschine nach einer harmonisierten Norm her-gestellt worden, deren Fundstellen im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht worden sind, so wird davon ausgegangen, dass sie den von dieser harmonisierten Norm erfassten grundlegenden Sicherheits- und Gesundheitsschutzanforderungen entspricht.
Was bedeutet das genau? Der Maschinenhersteller sollte die harmonisierten Normen einhalten, dadurch entsteht die sogenannte Vermutungswirkung. Es kann aufgrund der Einhaltung der harmonisierten Normen vermutet werden, dass die Maschine den grundlegenden Sicherheits- und Gesundheitsschutzanforderungen genügt und im Sinne der Maschinenrichtlinie eine sichere Maschine ist. Falls der Hersteller sich aber nicht an die harmonisierten Normen hält, muss er dokumentieren und beweisen können, warum seine Lösung besser ist, als die Vorgaben aus den Normen. Und das Dokumentieren und Beweisen führt in der Regel zu höherem Aufwand und Stress bei den Beteiligten.
Das kleine ABC
Während meines Studiums stand auch das ABC auf dem Lehrplan. Gemeint war damit nicht das Alphabet, sondern die Einstufung der einzelnen Normen. So unterscheiden wir zwischen Typ A-Normen, Typ B-Normen und Typ C-Normen. Wenn wir unsere Maschine durch einen Trichter kippen würden, der nach Normen-Typen sortiert, würden wir mit den Typ A-Normen beginnen.
Oben, da wo der Trichter noch richtig weit ist, sitzen die Typ A-Normen. Hier passen alle Maschinen rein. Die Typ A-Normen sind Sicherheitsgrundnormen. Im Bereich Maschinenbau ist die bekannteste Typ A-Norm die DIN EN ISO 12100 Sicherheit von Maschinen - Allgemeine Gestaltungsleitsätze - Risikobeurteilung und Risikominderung. Diese Norm wird für alle innerhalb der Maschinenrichtlinie angesiedelten Maschinen benötigt, egal, ob Lastaufnahmemittel, Verpackungsmaschinen oder Pressen. Hier werden zum Beispiel Grundsätze zur Risikobeurteilung beschrieben.
Fällt unsere Maschine im Normen-Trichter weiter, kommt sie bei den Typ B-Normen (Sicherheitsfachgrundnormen) vorbei. Da hier nach Normen für sicherheitsspezifische Komponenten wie Schutzzäune oder Zweihandbedienungen sortiert wird und nicht alle Maschinen mit genau diesen sicherheitspezifischen Komponenten ausgerüstet sind, fallen weniger Maschinen durch diesen Teil des Trichters. Für die Typ B-Normen muss der Hersteller schauen, ob eine der Normen auf seine Maschine zutrifft, z. B. weil eine Zweihandbedienung gemäß Risikobeurteilung notwendig ist oder auch nicht. Während unsere Maschine also gemäß EN ISO 13850 Sicherheit von Maschinen – Not-Halt – Gestaltungsleitsätze mit einem Not-Halt ausgestattet wird, muss z.B. ein Lastaufnahmemittel ggf. durch einen anderen Trichter, da hier ein Not-Halt nicht notwendig ist.
Ganz unten im Trichter ist nur noch ein kleines Loch. Hier sitzen die Typ C-Normen (Maschinensicherheitsnormen). Diese Normen sind spezielle Anforderungen an bestimmte Maschinenarten. Hier passen nur noch eine Handvoll Maschinen durch. So auch unsere Maschine. Denn hier sortiert z.B. die Norm EN 415-6 Sicherheit von Verpackungsmaschinen Palettierer und Depalettierer alle Maschinen aus, die nicht unter Verpackungsmaschinen fallen. In den Typ C-Norm wird es richtig konkret. Hier geht es um genau die Art von Maschine, die hergestellt werden soll. Typ C geht ans Eingemachte.
Und was ist drin?
Normen sind kleine Wundertüten, in denen alles oder nichts stecken kann. So steht in der EN ISO 12100:2010 zum Beispiel unter Kapitel 6.4.5.3 ein Absatz über die Dauerhaftigkeit und Verfügbarkeit von Benutzerinformationen. Wer hier jetzt aber nach Vorgaben zur Aufbewahrungspflicht sucht, der wird kein Erfolg haben. Hier wird lediglich beschrieben, dass die Anleitung letztendlich dem häufigen Gebrauch durch den Leser standhalten soll. Wer aber zum Beispiel einen Schutzzaun um seine Maschine ziehen möchte, wird mit dem Blick in die DIN EN ISO 14120:2016-05 fündig und bekommt genaue Informationen darüber, ob der Zaun selbstschließend oder einstellbar sein muss und wie die Schutzfunktion geprüft werden kann. Während es kurze und knappe Normen gibt, können andere Normen romanartige Ausmaße annehmen. Dies kommt unter anderem darauf an, was genau mit der jeweiligen Norm genormt werden soll. So gibt es zu einfachen Komponenten wie Knieschoner (für Benutzer von Rollsportgeräten) Vorgaben auf schlanken 23 Seiten, während die Norm zur Erstellung von Gebrauchsanleitungen auf über 60 Seiten über die Gestaltung, Formulierung und Ausarbeitung von Nutzerinformationen aufklärt.
Und welche Normen finden Verwendung?
Ob eine Norm für ein Produkt Anwendung findet, muss in einer Normenrecherche geprüft werden. Wir bei CE-CON bieten in der Regel eine Richtlinien- und Normenrecherche in einem Paket an, da natürlich zunächst geschaut werden muss, welche Richtlinie für das betroffene Produkt gültig ist. Erst nachdem die Richtlinie feststeht, können die Normen recherchiert werden.
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