Der Fachblog für CE-Kennzeichnung

„Laufende Maschine kostet Reinigungskraft das Leben“

Erstellt von Jörg Handwerk am 16.07.19 10:03

Eine Nachricht, die nicht nur Tirol erschüttert hat: Ein Mann verunglückt während der Arbeit tödlich. Der Grund: Die Maschine, an der er Reinigungsarbeiten durchführte, war während seiner Arbeiten nicht abgeschaltet. Das hätte nicht nur nicht passieren dürfen, es wäre auch vermeidbar gewesen.

Loto schützt leben

Bevor mit Arbeiten an und in Maschinen begonnen wird, sind Gefahr bringende Energien abzusperren und Restenergien zu entlassen. Jeder ausgebildete Elektriker hat in seinem ersten Ausbildungsjahr die fünf Sicherheitsregeln auswendig gelernt. Die ersten drei beschreiben im Grunde genommen das Vorgehen bei LoTo: Ausschalten, gegen Wiedereinschalten sichern und Spannungsfreiheit feststellen.

LoTo steht für Lock out – Tag out. Der Begriff stammt aus der amerikanischen Gesetzgebung. Genauer gesagt aus den OSHA 29 CFR 1910.147. Hier wird gefordert, dass nicht nur elektrische, sondern eben jegliche an einer Maschine vorkommende Energie abgeschaltet werden muss, wenn diese nicht in Benutzung ist. Die entsprechenden Abschaltpunkte werden mit einem persönlichen Vorhängeschloss gesichert und mit einem Schild versehen, aus dem die Art der Arbeit, der Name des Mitarbeiters und das Datum der Abschaltung ersichtlich ist.

Neben der elektrischen gibt es noch hydraulisch und pneumatische Energie, sowie Gas, Dampf und Chemikalien als primäre Energieformen. Jedoch können auch gespeicherte Energie in hydraulischen oder pneumatischen Druckspeichern oder gespannte Federn fatale Folgen verursachen, wie am tragischen Unglück des jungen Mannes in Tirol zu sehen ist.

LOTO spielt nicht nur in Amerika eine Rolle!

Was schert mich amerikanisches Recht, mag der ein oder andere denken. Richtig, es ist bei uns in Europa nicht anwendbar. Aber auch hier gelten Gesetze, die im Grunde dasselbe fordern. Die Europäische Richtlinie über die Benutzung von Arbeitsmitteln formuliert es lediglich ein wenig anders.  Als „Benutzung von Arbeitsmitteln“ werden in der Richtlinie alle Arbeitsmittel betreffenden Tätigkeiten wie An- oder Abschalten, Gebrauch, Transport, Instandsetzung, Umbau und Wartung einschließlich Reinigung definiert.  Bereits in Artikel 3 steht geschrieben, dass Arbeitgeber dazu verpflichtet sind, ihren Mitarbeitern bezogen auf die Benutzung, nur sichere Arbeitsmittel zur Verfügung zu stellen. Dies impliziert, dass auch das Reinigen und Instandhalten sicher durchgeführt werden muss. Dazu wird wiederum das sichere Abschalten von gefahrbringenden Energien benötigt - LoTo.

In Deutschland finden sich die Inhalte der Richtlinie in der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) wieder. Die Formulierungen sind denen der Richtlinie gleichgesetzt. Auch wenn der Begriff LoTo in Deutschland noch nicht so stark verbreitet ist, so sind sich die Unternehmen mehr und mehr der Notwendigkeit bewusst, ein System einzuführen, welches erlaubt, Routinearbeiten sicher durchzuführen.

 LoTo implementieren - was gilt es zu beachten?

Dennoch beginnt man mit Definitionen. Wer ist verantwortlich, wie sehen Prozeduren aus, wie wird bei schichtübergreifenden Arbeiten sichergestellt, dass die Anlage immer abgeschaltet bleibt. Es gibt viel zu regeln, bevor mit der Identifikation der Energien begonnen wird. Dies stellt eine Notwendigkeit dar, um ein sicheres Arbeiten zu ermöglichen. Diese Definitionen und Festlegungen der Arbeitsschritte werden unternehmensspezifisch in einemLoTo Programm oder LoTo System verfasst. Die oberste Pflicht zur Durchsetzung des Systems obliegt der Geschäftsführung. Diese kann selbstredend die Verantwortungen an ihre Mitarbeiter delegieren, dennoch muss sie hinter dem System stehen. Produktions- und Lieferdruck von Kunden darf nicht vor sicherem Arbeiten stehen.

Ist das LoTo Programm einmal unterzeichnet geht es an die Erstellung der maschinenspezifischen Prozeduren, aus denen die Lage der Abschaltpunkte, deren Bezeichnungen, sowie die Energieart ersichtlich sind. Nicht zuletzt wird beschrieben, wie der Mitarbeiter sicherstellen kann, ob die Energiezufuhr tatsächlich getrennt ist.

Programme und Prozeduren sind mit Sorgfalt zu erstellen, um Missverständnisse zu vermeiden. Daher ist ein besonderer Kenntnisstand derjenigen erforderlich, die mit der Aufgabe betraut werden. Dennoch muss die Durchführbarkeit geprüft werden und das rechtzeitig! Regelmäßige Audits und vor allem das Schulen der Mitarbeiter ist daher ein stetiger Begleiter eines gesunden LoTo Systems. Nur so lassen sich Tragödien wie in Tirol vermeiden.

Sie interessieren sich für das Thema LoTo? Dann schauen Sie auch auf unserer Sonderseite "LoTo von A bis Z" vorbei! Wir beantworten Ihnen dort die wichtigsten Fragen zum Thema und geben Ihnen einen guten Überblick zu Lockout Tagout.

Hier geht es zur Sonderseite "LoTo von A bis Z"!

 

Themen: Arbeitssicherheit, LoTo - Lockout Tagout

Jetzt den Blog-Newsletter abonnieren!