Not-Halt, Not-Stopp, Not-Aus oder Not-Halt-Befehlsgeräte? Maschinenrichtlinie und harmonisierte Normen werfen mit verschiedenen Begriffen um sich und die Verwirrung unserer Kunden ist groß. Doch keine Sorge, so kompliziert ist es gar nicht. Wir erklären in diesem Blog-Beitrag welche Notbefehlseinrichtungen es gibt, wie sie richtigerweise heißen und wann sie eingesetzt werden (müssen).
Das ist soweit klar: Im Notfall muss eine Maschine mit einem Handgriff angehalten bzw. stillgesetzt werden können. Deswegen gehören die sogenannten Notbefehlseinrichtungen als wesentliche Sicherheitselemente zum Sicherheitskonzept von Maschinen und Anlagen.
Wo ist die Rede von Not-Aus? Terminologieverwirrung in der Maschinenrichtlinie
Diese Notwendigkeit von Notbefehlseinrichtungen, um eine unmittelbare Gefahr abzuwenden, legt die Maschinenrichtlinie 2006/42/EG fest. Eine Maschine benötigt mindestens eine davon und der Betätiger muss den gefährlichen Vorgang möglichst schnell zum Stillstand bringen, was auch bedeuten kann, dass bestimmte Sicherheitsbewegungen ausgelöst werden.
Das Problem: Die Maschinenrichtlinie spricht im Anhang I, Absatz 1.2.4.3 „Stillsetzen im Notfall“ von Not-Halt und Not-Halt-Befehlsgeräten – von Not-Aus ist aber nicht die Rede.
Die harmonisierte Norm EN 60204-1 „Sicherheit von Maschinen – Elektrische Ausrüstungen von Maschinen“ wird im Anhang „Elektrische Ausrüstung von Maschinen Teil 1“ konkreter und unterscheidet zwischen Not-Halt und Not-Aus:
Not-Aus bedeutet Ausschalten im Notfall
Mit dem Not-Aus-Taster wird dem gesamten System die Energieversorgung abgeschaltet. Das kann allerdings bedeuten, dass die Maschine noch weiter läuft, sich bewegt und mechanische Prozesse auslaufen. Die Gefahr ist damit nicht komplett abgewendet, die Maschine noch nicht in einen sicheren Zustand versetzt.
Not-Halt bedeutet Stillsetzen im Notfall
Mit dem Not-Halt-Taster wird die Maschine stillgesetzt, das heißt Prozesse, technische Vorgänge oder Bewegungen angehalten, von denen eine Gefahr ausgehen kann. Maschinenbewegungen mit Gefahrenpotenzial werden so gestoppt.
Die Schutzkonzepte Not-Aus und Not-Halt unterscheiden sich also in Funktion und dem Sicherheitsgrad, den sie bieten: In der Regel wird der Not-Halt eingesetzt, da er mehr Sicherheit gewährleisten kann.
Der Vollständigkeit halber sei hier noch die Stopp-Funktion erwähnt: Sie ist keine Notbefehlseinrichtung, sondern dient lediglich dem Anhalten einer Maschine oder Anlage im Normalbetrieb.
Die Gestaltung von Befehlsgeräten für Not-Aus und Not-Halt
Eine andere harmonisierte Norm, die DIN EN ISO 13850 „Sicherheit von Maschinen – Not-Halt-Funktion – Gestaltungsleitsätze“ definiert, wie die Notbefehlseinrichtungen funktionieren und welche eingesetzt werden dürfen. Zunächst ist wichtig, dass sie durch „eine einzelne, bestimmte Aktion eines Menschen manuell“ ausgelöst werden und nach dem Prinzip der Zwangsbetätigung arbeiten. Es gibt diverse Umsetzungsmöglichkeiten und damit Varianten dieser Not-Halt-Schalter, die beleuchtet oder abschließbar sein können.
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Eine gängige Form von Not-Halt-Befehlsgeräten sind drucktastenbetätigte Schalter, das heißt Pilztaster bzw. Pilzkopfschalter. Not-Aus- oder Not-Halt-Taster werden dann gedrückt und eingerastet. Fehlbedienungen und damit einem ungewollten Auslösen kann mit einem Schutzkragen vorgebeugt werden.
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Etwas seltener kommen Not-Halt-Einrichtungen zum Einsatz, die gezogen oder gedreht werden müssen.
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Auch über Fußschalter oder Trittleisten kann die Not-Halt-Funktion umgesetzt werden, etwa dann, wenn der Bediener möglicherweise nicht die Hände frei hat, um einen Taster zu bedienen.
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Schutzeinrichtungen wie Lichtschrankensysteme bieten sich an, um eine Not-Halt-Funktion als Zutrittsicherung umzusetzen.
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Außerdem kann ein Seilzugnotschalter bzw. Reißleinenschalter als Not-Halt-System dienen, zum Beispiel an Transportsystemen wie Förderbändern.
Beschriftung und Farbwahl für Not-Bediengeräte
Die DIN EN ISO 13850 gibt ebenfalls vor, wie Farbe und Beschriftung von Not-Halt-Befehlsgeräten aussehen müssen:
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Die Bedienteile müssen in der Sicherheitsfarbe rot gefärbt, der Hintergrund in der Kontrastfarbe gelb gestaltet sein. Diese Farbgestaltung soll sicherstellen, das Not-Halt-Befehlsgerät im Notfall schnell zu finden.
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Auf Beschriftungen soll dagegen verzichtet werden, um keine Zusatzinformation zu geben, die im Notfall ein schnelles Handeln verzögert, weil der Bediener erst noch anfängt zu lesen.
Die Maschinenrichtlinie legt darüber hinaus fest, dass die Not-Halt-Befehlsgeräte deutlich erkennbar, gut sichtbar und schnell zugänglich sein müssen.
Es geht noch weiter: Die Stopp-Kategorien
Nun lasst uns nochmal in die DIN EN 60204 schauen. Sie definiert nämlich drei Kategorien, wie eine Maschine zu stoppen ist.
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Stopp-Kategorie 0: Die Energiezufuhr zum Antrieb wird getrennt und die Maschine wird durch diese Energieabschaltung unkontrolliert stillgesetzt. Das kann bedeuten, dass der Motor ungesteuert ausläuft. Das Not-Aus ist also ein Stopp der Kategorie 0.
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Stopp-Kategorie 1: Maschine oder Anlage werden in einen sicheren Zustand versetzt und danach die Energiezufuhr zu den Antriebselementen getrennt. Der Not-Halt ist damit ein Stopp der Kategorie 1.
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Stopp-Kategorie 2: Hier erfolgt ein gesteuertes Stillsetzen, die Energiezufuhr für den Antrieb wird aber im Stillstand aufrechterhalten. Diese Stopp-Kategorie kommt nicht für Not-Halt-Betätiger zum Einsatz.
Die Risikobewertung der Maschine oder Anlage ermittelt, ob ein Not-Halt-Befehlsgerät erforderlich ist und welche Stopp-Kategorie ausgewählt werden muss.
Die Grundregeln für Not-Halt-Systeme gemäß der Maschinenrichtlinie
Und zu guter Letzt noch die allgemeinen Grundregeln, die die Maschinenrichtlinie für Not-Halt-Befehlsgeräte vorsieht:
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Not-Halt-Befehlsgeräte sind eine Ergänzung, kein Ersatz für andere Schutzmaßnahmen.
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Not-Halt-Funktionen müssen jederzeit betriebsbereit und verfügbar sein.
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Bei zusammenwirkenden Anlagen oder Teilen müssen Not-Halt-Funktionen alle verbundenen Einrichtungen stillsetzen.