Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Gleichstellung und eine faire Bezahlung: Das alles sind wichtige Faktoren für Mitarbeitende – und Stellschrauben für Unternehmen, insbesondere im Wettbewerb um Fachkräfte.
CE-CON stellte seinen Ansatz jüngst auf Einladung der RKW Servicestelle Beruf und Familie Bremen bei deren Jour fixe vor – unter der Prämisse: „Zukunftsfähige Personalpolitik: Unternehmenskultur familienbewusst und gendergerecht gestalten – Wettbewerbsfähigkeit und Standortattraktivität für Unternehmen verbessern“. Die RKW ist die zentrale Servicestelle für Wirtschaft, Politik und Verwaltung rund um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Metropolregion Bremen-Oldenburg. Die Jour fixe finden ein- bis zweimal im Jahr statt.
Maren Handwerk, Geschäftsführerin der CE-CON GmbH, berichtete aus der Praxis, wie sie und ihr Team gemeinsam Konzepte entwickeln, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen und Gendergerechtigkeit bzw. Gleichstellung umzusetzen. „Familienfreundlichkeit und Gendergerechtigkeit greifen ineinander,“ sagt sie: „Es bringt nichts, wenn man sich dem Thema einmalig widmet. Nachhaltig wird es nur, wenn man dranbleibt.“ Sehr hilfreich sei dabei auch das Siegel “Ausgezeichnet Familienfreundlich”, denn es unterstützte bei der Entwicklung eines Unternehmens auch auf der Langstrecke.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf – Familien als Arbeitgeber unterstützen
Neben vielen anderen Maßnahmen sieht Maren Handwerk einen wesentlichen Beitrag für Familienfreundlichkeit darin, junge Väter zu unterstützen, in Eltern(-teil)zeit zu gehen. “Die meisten Mütter setzen bereits alles um, was die Vereinbarkeit von Familie und Beruf angeht. Aber ein wirklicher Wandel tritt doch erst ein, wenn es auch für Väter (und ihre Arbeitgeber) normal ist, das alles unter einen Hut zu bekommen” sagt sie. So berichtet sie z.B. von einem Vater bei CE-CON, der nicht nur in Teilzeit gegangen ist, sondern gemeinsam mit seiner Partnerin einen Aufgabenplan entwickelt hat, in dem neben den Zeiten auch die Verantwortlichkeiten klar geregelt sind. “Denn, was nützt es mir als Mutter, wenn ich in allen WhatsApp Gruppen rund um Kind- und Familienarbeit drinhänge und für alles verantwortlich bin. Wirkliche Entlastung ist, wenn ich Verantwortung auch tatsächlich an meinen Partner abgeben kann”.
Maren und Jörg Handwerk wissen aus eigener Erfahrung, dass es nicht so einfach ist, Familie und Karriere zu vereinbaren. Als Eltern von zwei inzwischen erwachsenen Kindern und leitende Angestellte vor der Gründung von CE-CON erlebten sie Rahmenbedingungen, die noch deutlich schwieriger waren als heute. Deswegen wollten sie es beim eigenen Unternehmen anders machen. „Die Vereinbarkeit von Leben und Arbeiten ist wichtig und zentral – man muss beides wertschätzen.“
Familienfreundlichkeit im Unternehmen bedeutet aber nicht nur Gendergerechtigkeit, sondern auch auf verschiedene Bedürfnisse des Teams einzugehen. So hat zum Beispiel die Generation Z einen anderen Lebensentwurf als manch andere Mitarbeitende: Für sie spielt die Work-Life-Balance eine zentrale Rolle, weniger der Verdienst. Diese Pole müssen Unternehmen vereinen. So kommt z.B. der Ansatz der Viertagewoche manchen entgegen, für andere ist das nicht attraktiv. Für Maren Handwerk ist klar, dass die Lösungen aus dem Team kommen, denn von ihm müssen sie auch getragen werden. CE-CON setzt hier die OKR-Methode (Objective – Key – Results) ein, um herauszufinden, was die Belegschaft wünscht und welche Modelle passen können.
Ein faires Gehaltsmodell entwickeln
Als weiteren Schritt auf dem Weg in Richtung Gleichberechtigung hat CE-CON vor einigen Jahren gemeinsam mit den Mitarbeitenden das Gehaltsmodell transparent gemacht und ein faires Bezahlmodell eingeführt, das für alle nachvollziehbar ist.
Dabei zeigte sich schnell: Über Geld zu sprechen ist auch im Unternehmen eine Herausforderung. Maren Handwerk: „Auf der einen Seite werden die Gespräche offener und ehrlicher, auf der anderen Seite entstehen aber auch Vergleichsdebatten. Die können anstrengend sein, dennoch sind sie wichtig und gut. Wenn es um Geld geht, kommt man relativ schnell zum Kern. Die Debatten nicht zu führen, kostet am Ende mehr Zeit.“
Den Mitarbeitenden muss klar sein, dass sich ihre Aussagen und Bewertungen auf die Kolleginnen und Kollegen auswirken: Denn die Bezahlung fußt am Ende auf dem Feedback. Die Einschätzungen der Kollegen haben also Folgen auf die Bezahlung anderer. In dieser Arbeit entwickeln sich Team und Geschäftsführung gleichermaßen weiter. Die Mitarbeitenden lernen, Verantwortung für Gehaltsthemen zu übernehmen, mit denen die Belegschaft oft gar nichts zu tun hat, weil sie in der Regel bei der Geschäftsführung verortet ist. So muss jeder einzelne lernen, Entscheidungen zu treffen und mit seiner Verantwortung bewusst umzugehen. Dazu muss die Geschäftsführung unternehmerische und betriebswirtschaftliche Fragen beantworten können, um ein Bewusstsein hierfür zu schaffen.
Wichtig dabei: Es geht nicht nur darum, ein neues Gehaltsmodell zu installieren – dann könnte man auch einen Tarifvertrag nutzen. Es geht darum, tiefer einzusteigen: Was ist uns unsere Arbeit eigentlich Wert? Was verstehen wir unter Leistung? Wofür wollen wir bezahlt werden? Was passiert, wenn Ungleichgewichte aufgedeckt werden: Schließlich ist es nicht so einfach möglich, einen Mitarbeitenden einfach herunterzustufen. Es zeigt sich: Für ein solches Bezahlmodell müssen Unternehmen Geld in die Hand nehmen.
Mit OKR zum gerechteren Bezahlsystem
Um das Thema voranzutreiben, wurde es bei CE-CON nach der OKR-Methode ins Team getragen. Der Prozess kam jedoch ins Stocken und schließlich orientierte man sich am bis dahin erarbeiteten Status Quo und legte los. Maren Handwerk: „Wir wussten, dass es nicht perfekt ist, dass es sich verändern wird. Aber es ist wichtig, dass man anfängt.“
Zunächst waren die Erfahrungen positiv und das Team zufrieden mit dem Gehaltsmodell, das als fair wahrgenommen wurde. Doch dann wurden Neuzugänge höher eingestuft als erwartet und die Debatte begann. „Es funktioniert nicht, die Leute einfach einzustufen – das darf nicht willkürlich sein, sondern muss auf breiten Füßen stehen,“ so Maren Handwerk weiter.
Für sie sind Unternehmen ein Mikrokosmos und Spiegel der Gesellschaft: „Demokratie hat etwas mit Mitwirkung zu tun – auch im Unternehmen können wir das abbilden.“ Als Betriebswirtin reizt es sie, ein Unternehmen aufzubauen und so zu gestalten, dass sich die Menschen entwickeln können. Dazu gehört auch das Ausprobieren und Verwerfen. Maren Handwerk: “Hier hat mir die Arbeit mit dem Autorenteam des Buches “New Pay” und den Organisationsentwicklern von IMU- Augsburg sehr weitergeholfen. Gemeinsam haben wir die Integrale New Pay Landkarte entwickelt, die Organisationen eine Orientierung bieten soll, sich mit Geld, Vergütung und Gehaltsstrukturen auseinander zu setzen.”
CE-CON arbeitet nun daran, das Gehaltsmodell weiter zu verbessern und die Mitarbeitenden so objektiv wie möglich einzustufen – auf Basis von fairen Bewertungskriterien, so dass nicht derjenige am meisten Gehalt erhält, der am vehementesten danach fragt.
Maren Handwerk weiß, dass der Weg noch weit ist und lernt immer wieder, wie unterschiedlich Unternehmen und Branchen hier aufgestellt sind. “Aber genau das macht es ja so spannend! Wir leben schließlich in einer vielfältigen Gesellschaft, in der es immer eine Herausforderung bleiben wird, individuelle Bedürfnisse und kollektive Entscheidungen unter einen Hut zu bekommen. Das geht aus meiner Sicht nur über Beteiligung und Selbstverantwortung.”
CE-CON ist ausgezeichnet familienfreundlich – erneut
Die Geschäftsführerin freut sich, dass beim Jour Fixe der RKW Servicestelle Beruf und Familie Bremen Unternehmen mit Praxisbezug zu Wort kamen und die pragmatische, unternehmerische Perspektive auf offene Ohren gestoßen ist. Gerade die Erfahrungen aus der Praxis sind mit Mehrwert für alle verbunden.
CE-CONs Kontakt zur Servicestelle hat sich damit verstetigt: Als eines der ersten Unternehmen wurde CE-CON mit dem Qualitätssiegel „ausgezeichnet familienfreundlich“ der Servicestelle ausgezeichnet und danach rezertifiziert.